mein Velotraum !

Dienstag, 30. Juli 2013

Eine Einladung für eine Übernachtung...


Ja..., wo war ich letztes Mal in meiner Erzählung stehen gebleiben...? Ach ja - der Weg nach Ulan Uul, wo einmal wieder ein eindeutiger Fluss eingezeichnet war, ist ausgetrocknet. "Was mach' ich jetzt? Umkehren und bei der letzten Kreuzung war noch ein Bach mit Eiswasser - dann nichts wie zurück, weil bis Ulan Uul ohne Wasser halte ich nicht aus."

Naja - wieder mal 2 Stunden umsonst geradelt, aber dafür 12 kg mehr Gepäck auf mein' Velotraum.
Ich erstaune immer mehr, wie diesem Rad das alles aushalten kann, echt cool.



Während meiner Weiterfahrt habe ich über meine Situation nachgedacht: es läuft alles gut, aber das Wasser-suchen bringt mich an meine Grenzen, und ich habe entschieden, das Sicherheit vor geht, was bedeutet: Wasser muss vorhanden sein, wenn nicht, dann gehe ich zurück nach Hause.

Am Abend finde ich ich eine kleine aber nette Platz am Hang Richtung Ulan Uul. Dieser Ort liegt direkt im Darkhad Becken und dieses Tal kann nur erreicht werden via diese Strasse, wo ich jetzt bin. Deswegen auch sehr viel Verkehr, bestimmt 3 Motorräder pro Stunde.

Eine Hirte, die seine Pferde nach Hause brachte, machte bei mir ein' Raucher-Stop und gleich danach kamen auch schon mehr Leute. Wie die ganze Zeit wieder die gleiche Frage: "wo her, wo hin...?" - und nur ein Staunen über mein' Velotraum und das Gepäck. Aber lustig ist das schon - ich fühle mich immer freier, wenn die Mongolen bei mir zu Gast sind. Es macht's mir einfach, die Leute immer anzulächeln, weil auch die Mongolen immer nur lächeln und Freude ausstrahlen, obwohl die echt ein toughes Leben haben, hier in der Wildnis.

Später am Abend kamen auch die Kindern der Pferdehirten vorbei, das war echt lustig, weil die echt so neugierig sind und alles wissen wollen. Aber was mich sehr erstaunt hat war, dass die immer ein Handy dabei hatten und immer mit die neueste Musik, europäische Musik, nicht nur Musik aus aus der Mongolei. Ihre Namen waren Otyoo gerel, Ganbaa und Egsngilen. Auch hier war es lustig zu sehen, dass die Problemen hatten, ihre Namen in normale Buchstaben zu schreiben, nicht in kurillisch ???

Später am Abend kam auch noch ein Mann mit ein' alte Frau vorbei, und auch hier wieder eine kurze small talk. Die waren mit ihrem Motorrad von Ulan Uul nach Mörön gefahren, um Kleidung zu kaufen. (8 Stunden einfache Strecke). Baagin spricht ein wenig Englisch und erzählte mir, dass er in der Sommerzeit Reitausflüge am Khövsgöl See mit Touristen macht. Beim Verabschieden hat er mich auch eingeladen, in Ulan Uul bei ihm Zuhause zu wohnen. Ich habe das dankend angenommen, weil das wieder eine neue Erfahrung ist, bei echte' Mongolen zu wohnen.

Der Nacht war turbulent, der Wind am Hang war doch stärker wie gedacht, und mein Zelt war dann auch den nächste' Tag voll Sand.

Heute nehme ich mir die letzte' 28 km vor bis zum Ulan Uul, also warm anziehen und los geht's.


Die ersten zwei Pässe waren sehr anstrengend - von 1570 m bis auf 2100 m, aber der Ankunft im Darkhad Tal war super schön.





Heute geht es schneller wie erwartet, gegen 12:00 Uhr bin ich schon in kurz vor Ulan Uul wo Baagi schon auf mich wartet. Ich fahre hinter sein' Motorrad her, bis ich angehalten werde durch ein' Förster; er fragt nach meine Ticket für diesen Park. Ich habe das Häusle wohl gesehen, aber bin natürlich drum herum gefahren durch den Wald ;-). Bedauernlich habe ich ihm erklärt, dass ich nicht gesehen habe, dass ich ein Ticket hier brauche und direkt durch dem Wald gefahren bin und dass ich schon so lange unterwegs bin etc. Sein Englisch war so schlecht, dass er nichts verstanden hat, aber egal... - mit ein' Lächeln hat er mich dann weiter gewunken, das war meine erste Kontrolle in der Mongolei überhaupt.

Baagi's Familie hat mich ja richtig nett aufgenommen, und alle waren sehr gastfreundlich und ich wurde gleich vollgestopft mit Essen und Tee.
Baagi's "Reich" in Ulan Uul
                                                    

Meine erste Nacht in einer Jurte mit der ganzen Familie von Baagi... - ich fühlte mich wie bei eine' Großfamilie.

Wenn Simone die Bilder hier sehen würde, sagt sie bestimmt: "So ist es bei uns auch daheim: Bergen, Wälder und Ruhe, abgesehen davon, dass jemand mal nach dem Weg fragt...!"

Ich habe die Einsamkeit gesucht, aber auch hier in so ein' dünn besiedeltes Land wie der Mongolei kommt trotzdem immer mal jemand vorbei. Ich habe noch kein' Tag erlebt, niemand zu begegnen. Also auch hier kein' absolute Einsamkeit! "Sind wir geschaffen für die absolute Einsamkeit?"

Ich denke nicht, weil auch die Menschen, die einsam wohnen, freuen sich auf was Neues oder einfach mal auf ein' Kontakt mit anderen Menschen, und ohne das bekommt niemand in sein' Leben eine Erweiterung.

"Bin Ich Traurig darüber...?" Nein - ich lerne, mich zu verstehen und klarer zu denken: "Ich brauche keine Einsamkeit, ich brauche Ruhe, ja - aber keine Einsamkeit.

Festzuhalten ist: das Alleinsein ist schön, aber sein' Familie um sich zu haben, macht mich erst zufrieden.
Deswegen freue ich mich schon auf unser neues Haus, wo wir Ruhe haben, aber offen bleiben für andere Gäste und Freunden, die uns jederzeit besuchen können.



Dienstag, 9. Juli 2013

Ausziehen -Anziehen - Ausziehen..............

In der Nacht war es doch nicht so geschützt, wie ich gedacht habe. Mein Zelt habe ich mit "extra starke" Alu-Heringen festgemacht und zusätzlich meine Gepäcktaschen an die Außenwände gelegt. Hierdurch war ich sicher, dass mein Zelt nicht wegwehen konnte, obwohl der Seitenwand vom Zelt fast zur bis zum Innenboden vom Zelt gedrückt worden ist und ich deswegen nur auf einer Seite der Zelt schlafen konnte - so stark war der Wind.

Hier muss ich nochmals ein' Dank aussprechen an Fabian vom Lauche & Maas -Team in München, mit dem ich meine Ausrüstung für diese Tour zusammengestellt habe: Toll wie das alles hält, das Zelt, die Heringen..., einfach alles super! Gute Beratung zahlt sich in so einem Fall eben aus.
Hier noch eine Sateliten-Aufnahme vom Fluss, den ich heute entlang radel' bis zur Kreuzung, wo ich eigentlich hinwollte... (von Arbulak nach Ulaan Uul)




Fluss Beltesiin


Nach einem schönen Tag gestern dachte ich, dass das so weitergeht aber nach der erste 2 Kurven musste ich diesen Fluss überqueren, was heißt: also ausziehen bis auf die Shorts, alle Packsachen rüber tragen und das Fahrrad hochheben und rüber so den Fluss überqueren. Da hilft das beste Fahrrad nix, mein Velotraum hat mir bis jetzt nicht im Stich gelassen aber wenn ich bis zum Oberschenkel im Wasser stehen und meine Vordertaschen sich durch den Auftrieb vom Rad lösen, brauche ich es nicht zu probieren, hier durch zu treten.

Nach 4 Stunden bin ich fertig mit die Nerven und mein Mittagessen ruft mich...
Nach dem schweren Vormittag ein gemütliches Lunch mit Kaffee und Nudeln.

Und jetzt kommt die Ernüchterung: nach 11 x Schuhe und Hose ausziehen und 4 x mit brachiale Gewalt durch den Flussbett geradelt... !  sagt mein GPS:

"Toll Michael, 8 KM in 4 Stunden weiter so..." .


Aber wie ich so langsam begreife... so ist es nun mal!
Am Anfang war es lustig, alles rüber zu tragen, danach kam der Frust aber dann auch die Einsicht: Es bringt nichts, sich zu ärgern - wir müssen mit der Natur leben, wie sie ist und was die macht. Deswegen ein' Zahn zurücknehmen und es gelassen sehen!!!

Nach mein' Lunch ging es einfacher, weil das Tal breiter wurde und die Strasse mehr die Bezeichnung "Strasse" verdiente.

Es ist schon erstaunlich, wie die Tieren hier "frei" rum laufen können und wie zufrieden sie ausschauen. Frei ist relativ, weil auch die Hirten irgendwo mit Ihrem Fernglas die Herde beobachten und bei Bedarf wieder zusammentreiben. Aber diese Weite erstaunt mich immer noch.

Ich freute mich auf der Kreuzung zwischen Arbulak, Ulan Uul und Bayanzürk, weil hier ein kleine Ort sein sollte.

Die Freude war zu groß, 3 Häuser mit nur ein' Lebensmittelladen und kein Imbiss. Dann schnell ein Milchtee, so eine Enttäuschung.

Aber egal - nach diesem Ort geht es weiter - ein' Fluss entlang aufwärts, Richtung Ulan Uul. Nach 10 km komme ich bei eine Hirte vorbei und versuche, Ihm zu fragen, wo der Fluss ist, weil ich nur... (Fortsetzung folgt ;-)




Endlich mal ein Bad.....

Endlich ein Tag, die gut verlaufen ist, obwohl ich an ein' Ort raus kam, 20 km von wo ich sein wollte!

Aber jetzt von Anfang an, der Nacht im Kieferwald war ein Traum, ruhig, klarer Himmel und Vollmond.

Obwohl ich versucht habe, nach Nord-Ost zu fahren, bin ich nicht auf mein' Hauptweg angekommen nach Ulan Uul. Die Wegen gingen immer wieder hoch und runter, ich habe auch mal versucht, ein Video zu machen von ein' Weg runter, aber wie du sehen kannst, geht es nicht einfach: Fahren mit nur einer Hand am Lenker in der Mongolei ;-)



Gott-sei-Dank habe ich wieder die Orientierung gefunden, ich bin in ein' Tal gelandet mit ein' kleine Fluss, aber ein Fluss konnte ich nicht erkennen, weil immer wieder größere Teiche waren für Tieren aber kein Fluss. Das Tal war einigermaßen gut zu fahren... - hatte das Gefühl, dass hier mal eine richtige Strasse gemacht worden ist, weil hier auch Brücken gebaut worden sind über ein Kiesbett (was der Fluss vielleicht im Sommer auch ist)...! Endlich ging es auch eine Weile leicht abwärts, sodass es auch leichter zu radeln war.
Die Temperatur heute war auch wieder über 20 Grad und ich wusste, dass ich heute so durchradeln kann bis hinter Bayanzürkh. Inzwischen hatte ich es aufgegeben, den Weg direkt nach Ulan Uul zu fahren. Auf der Landkarte hatte ich auch gesehen, dass mehrere Flüsse ab und um
Bayanzürkh waren und ich wollte heute unbedingt mal schwimmen gehen.


Um die Mittagszeit war ich schon in Bayanzürk und ich freute mich schon auf ein feines Mittagessen:  Nudelsuppe mit Hammelfleisch, Chuuschuur mit Milchtee
File:Buuz Khuushuur 1.JPG
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File:Mongolian noodle soup with mutton.JPG
(Chuuschuur)
Chuuschuur sind Teigtaschen mit Hackfleisch gefüllt und dann in Fett ausgebacken.
  

Warum ich das gegessen habe? Weil ich das als einzigste auf Mongolisch bestellen konnte, was auch die Mongolen verstanden haben... *grins*...

Die Überraschung: 2800 Tögrög - das ist umgerechnet 1,70 Euro - echt cool !!!

Eines muss ich noch über Bayanzürk sagen: Es ist das erste Dorf, was nicht so vermüllt war und es liegt schön an ein' Fluss aber auch hier möchte ich nicht übernachten.

Ich nehme mein Rad und schlag den neuen Weg ein Richtung Ulan Uul. Zur meine Verblüffung findet mein Navi diesen Weg jetzt !!! Super - jetzt wo ich es nicht direkt bräuchte..., aber egal: wenigstens weiß ich, dass mein Navi noch geht.
Also los, entlang dem Fluss, Richtung Nord-Ost und Ausschau halten nach eine' schöne Lager-Platz; ich habe ja jetzt alles, was ich brauche: Essen, Zelt, Wasser und schönes Wetter... - genau was jemand braucht in sein' Urlaub.


Die nassen Füße machten mir heute nichts - so langsam bin ich es gewohnt, meine Schuhe und Strümpfe auszuziehen und mein ganzes Hab und Gut durch das Wasser zu schleppen.
Nach nicht mal eine Stunde, also um rund 3 Uhr, habe ich eine super Platz gefunden. "Soll ich jetzt schon halten? - Ich könnte ja noch weiterfahren, weil meine Beine sind noch nicht müde, aber warum...?"

Nein ich mache hier Rast, direkt in ein' Bucht vom Fluss, wo das Wasser nicht so stark läuft und wo es schön windgeschützt ist.


"Ich sollte auch mal die Ruhe genießen, ohne in die Pendalen zu treten, die Ruhe mal genießen durch stundenlang die Umgebung anzuschauen...- das tut auch mal gut."

Es geht ja schließlich nicht um die Geschwindigkeit, aber um das Erlebte !!!



Also schnell Zelt aufbauen, Tee kochen und dann baden! Das Wasser ist klar aber Ar... kalt - aber das macht ja nichts. 
Wie cool: schwimmen und dann in der Sonne ein' Tee genießen:  "Was kann das Leben doch schön sein...".

Heute wollte ich auch mal ein Feuer machen mit Lerchenzweigen, hier direkt am Wasser. Das Feuer ging super schnell an, aber den Wind hatte ich nicht berücksichtigt! Der Wind blies immer stärker und mein Feuer wurde größer, so ein' Scheisse..:. mein Jacke wehte ins Wasser und das Feuer wurde immer heftiger. Schnell meine Jacke retten und dann das Feuer löschen: Mit meine zwei Töpfe, die ich hatte, schöpfte ich was auf das Feuer. Es dauerte eine Weile, bis das Feuer aus war, weil es auch unter dem Sand weiter brannte. Das war das erste Mal, dass ich verstehen konnte, wie das Feuer auch unter dem Sand weiter glühen kann...!
Also was "Wichtiges" gelernt und ab jetzt nur noch meine Benzinkocher verwenden, weil so ein Stress wegen ein' Feuer in der freien Natur brauche ich nicht.

Nach diese' Erfahrung am Feuer machte ich mir noch ein paar Nudeln und genoss der abendliche Wärme direkt am Wasser, - ein Traum.


Heute ist mir oft durch denn Kopf gegangen, wann ich heim gehen sollte, aber so langsam stelle ich fest, dass die "richtige Zeitpunkt" schon kommt. Ich fühle auch, dass ich mich immer mehr einlasse auf das Geschehen; 20 bis 30 km Umweg macht mir jetzt nichts mehr aus oder anders gesagt: ich habe mich nicht aufgeregt, dass ich ein Tag verloren hatte... - ich denke jetzt eher, dass ich ein' Tag gewonnen habe an so eine schöne Platz, wo ich jetzt bin.

Dieser "aufgesetzte Stress", den ich von zuhause kenne, ist hier überhaupt nicht mehr. Wenn der Druck weg fällt, dann sehe ich auch klarer und ich komme trotzdem zum Ziel. Deswegen habe ich heute beschlossen, ab Mörön mit ein' Auto nach Ulan Bataar zu fahren dann heim zu fliegen. Wann das ist , weiss ich nicht, - ich warte mal ab und radele erst mal bis zu die Rentierzüchter, Kövgol-See und die Thermen.
Die wichtigste Erkenntnis für mich war heute mal wieder:
Allein sein ist schön, jeder braucht immer wieder ein' Auszeit für sich, aber zusammen mit jemand ist man stärker und erst als ich allein war und keine Ablenkung hatte merkte ich, wie wichtig die Familie für mich ist.